Gründungsphasen

Die Gründung als ein Abschnitt im Lebenszyklus eines Unternehmens lässt sich selbst wieder in verschiedene Phasen gliedern: Auf die Idee und eine erste Orientierung folgt die detaillierte Planung mit einem Businessplan. Erst dann findet die eigentliche "Geburt" des Unternehmens statt, gefolgt von von den Phasen des Aufbaus und der Sicherung.


Grobplanung - Definition der Geschäftsidee

Businessplan - Planung der Einzelheiten

Start - Anmeldung und Realisierung

Aufbau - Umsetzung des Businessplans

Führung und Sicherung - Sicherung der Rentabilität


Grobplanung

Am Anfang steht die Idee. Eine bestehende Geschäftsidee ist grundsätzlich Vorbedingung zum "Selbständig-Machen". Erst wenn eine (zumindest grobe) Vorstellung von einem Vorhaben besteht, gibt es etwas, über dessen Realisierung nachgedacht werden kann.


Der erste Gedanke an die Selbständigkeit taucht gemeinhin in zwei Varianten auf:

1. Eine Idee ist da! Jetzt in die Selbständigkeit?

Stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Warum wird die Idee Erfolg haben?
  • Was machen Sie aus der Idee? Selbständigkeit, Kooperation oder Verkauf?
  • Sind Sie zur Umsetzung der Idee geeignet?
  • Welche Vorschriften, Gesetze etc. sind zu beachten?
  • Welche Risiken müssen bedacht werden?

2. Der Wunsch zur Selbständigkeit ist da! Eine Geschäftsidee wird gesucht.

Hier sollten Sie sich fragen:

  • Zu was sind Sie geeignet (Qualifikation)?
  • Wo treffen sich Eignung und erfolgreiche Geschäftsidee?

In jedem Fall sollten Sie versuchen, Ihre Idee gleich einem ersten Check zu unterziehen, ob sie realistisch sein kann.

Mögliche Fragen an dieser Stelle sind:

  • Was ist das Neue an Ihrer Idee?
  • Ist die Idee nicht nur neu sondern auch einmalig?
  • Wer ist der Kunde für das Produkt?
  • Warum soll der Kunde das Produkt kaufen?
  • Wieso ist das Produkt besser als andere?
  • Wo liegen die Wettbewerbsvorteile?
  • Wie kommt das Produkt zu den Kunden?
  • Lässt sich damit Geld verdienen (Kosten - Erlös)?

Doch nicht nur die Idee, auch sich selbst, ihre Persönlichkeit, Ihre Voraussetzungen und Ihr Umfeld sollten Sie einer gründlichen Tauglichkeitsprüfung unterziehen. Gerade für diese "Selbstprüfung" ist es sinnvoll, einen Coachingpartner zu Rate zu ziehen. Nach diesen Kriterien sollten Sie sich durchchecken:

  • Wie steht es um Ihre Qualifikation?
    • Ist die fachliche Qualifikation ausreichend?
    • Sind genügend betriebswirtschaftliche Kenntnisse vorhanden?
  • Wie sieht Ihr privates Umfeld aus?
    • Wie steht Ihre Familie zu Ihrem Vorhaben?
    • Haben Sie finanzielle Reserven, um Durststrecken zu überwinden?
  • Sind Sie mit folgenden persönlichen Eigenschaften ausreichend ausgestattet:
    • Risikobereitschaft?
    • Belastbarkeit?
    • Durchsetzungsvermögen?
    • Disziplin?
    • Kommunikationsstärke?
    • Gesundheit?
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Businessplan

Die grobe Geschäftsidee existiert und wird als realisierbar eingeschätzt, die persönliche Eignung ist gegeben. Der nächste Schritt ist die detaillierte Planung des Unternehmens. Hierfür wird ein Businessplan entwickelt.

Folgende Planungsbausteine sollten ausgearbeitet werden:


Produkt/Dienstleistung

Legen Sie die Ergebnisse Ihrer Überlegungen zu Geschäfts- und Produktidee aus der Grobplanung möglichst detailliert schriftlich nieder. Versuchen Sie Ihre Aussagen zu belegen!


Marketing und Vertrieb

Recherchieren und analysieren Sie die Marktsituation, auf die Sie treffen werden, und arbeiten Sie eine Strategie aus. Prüfen Sie folgende Fragen:

  • Wie groß ist das Marktvolumen? Wie viele Kunden mit welcher Kaufkraft bewegen sich in dem Markt?
  • Wie ist die Entwicklung des Marktes einzuschätzen? Wie hat der Markt sich in der Vergangenheit entwickelt, wie stellt sich die momentane Situation dar, ist mit einem Wachstum für die Zukunft zu rechnen?
  • Mit welchen Wettbewerbern haben Sie es zu tun, welches sind ihre Marktanteile, ihre Stärken und Schwächen?
  • Mit welchen neuen Wettbewerbern ist zu rechnen? Gibt es Markteintrittsbarrieren?
  • Wie können zukünftige Kundengruppen segmentiert und strukturiert werden, wie die richtigen Zielgruppen ausgewählt werden?
  • Was unterscheidet Ihr Angebot von dem der Konkurrenz; wie können Sie sich am Markt positionieren?
  • Wie groß wird Ihr voraussichtlicher Marktanteil und der daraus resultierende Umsatz sein?
  • Wie gestalten Sie Ihr Marketing-Mix aus Produkt, Preis, Distribution und Kommunikation? Welche Werbemaßnahmen sind sinnvoll?


Unternehmerteam/Personal

Neben Ihrer persönlichen Eignung, die Sie bereits in der Grobplanung auf die Probe gestellt haben, machen Sie sich hier Gedanken über mögliche / benötigte Partner.

  • Welche Kompetenzen, und Erfahrungen müssen noch eingebracht werden ?

Wenn Sie Personal für Ihr Unternehmen benötigen, prüfen Sie folgende Fragen:

  • Wieviele Mitarbeiter mit welchen Qualifikationen benötigen Sie?
  • Haben Sie sich mit den Grundzügen des Arbeitsrechts im Hinblick auf Vertragsgestaltung und gesetzliche Regelungen vertraut gemacht?
  • Wie planen Sie das Handling von Auswahl und Einstellung?
  • Wie hoch sind die Kosten samt Lohnnebenkosten und Folgekosten (der Mitarbeiter braucht einen ausgestatteten Arbeitsplatz)?


Geschäftssystem und die Organisation

  • Wie sieht die Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens aus (Organigramme, Prozessdiagramme)?
  • Welche ist die geeignetste Rechtsform?
  • Sind die benötigten Lieferanten identifiziert und die Kapazitäten vorhanden?
  • Mit wem sind Kooperationen und strategische Partnerschaften anzustreben?
  • Ist die Standortfrage geklärt, sind Geschäftsräume organisierbar?
  • Wie sieht die notwendige Betriebsausstattung aus; wie schnell kann sie angeschafft werden?


Wirtschaftliche Planung

Das Herzstück Ihres Businessplans ist die wirtschaftliche Planung. Hier definieren Sie die finanziellen Rahmenbedingungen Ihres Unternehmens. Folgende Elemente gehören dazu:

  • Kapitalbedarfs- oder Investitionsrechnung: wie hoch ist die Gesamtheit des für Ihr Vorhaben benötigten Kapitalaufwandes?
  • Finanzierungsplanung: aus welchen Quellen wollen Sie schöpfen?
  • Rentabilitätsrechnung: in welchem Verhältnis stehen Aufwand und Erlöse? Wann können Sie die Gewinnzone erreichen?
  • Liquiditätsplanung: wie werden sich die laufenden Ein- und Auszahlungen entwickeln? Ist die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens jederzeit sichergestellt?
  • Private Finanzplanung: ist Ihr privater Vermögensaufbau einschließlich der sozialen Absicherung geregelt?


Risikomanagement

Bei aller Planung bleiben doch gewisse Risiken, die Ihr Vorhaben gefährden können. Versuchen Sie auch diese Risiken gedanklich vorwegzunehmen und überlegen Sie sich Konzepte zur Absicherung. Folgende Punkte bieten einen Einstieg in dieses Thema:

  • Welche Risiken birgt der Markt für mein Vorhaben?
    Wie reagieren Sie beispielsweise auf einen unerwarteten Einbruch in der Nachfrage, auf eine neue Konkurrenzsituation?
  • Welche Risiken können von Ihrem Unternehmen selbst ausgehen?
    Was machen Sie beispielsweise, wenn wesentliche Partner oder Mitarbeiter abspringen?
  • Welche Risiken können Ihre eigene Person treffen?
    Was können Sie bei Krankheit, Unfall oder familiären Problemen tun?

Am Ende Ihres Businessplans sollten Sie einen detaillierten Realisierungsfahrplan für die nächsten beiden Phasen, Start und Aufbau ausarbeiten.

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Start

Wenn die persönliche Eignung zur Selbständigkeit gegeben ist und der Businessplan erstellt wurde, ist der konzeptionelle Teil der Unternehmensgründung vorerst abgeschlossen. Es beginnt nun die Realisierung in Form der Startphase, in der die Gründungsformalitäten beachtet werden müssen.


Finanzierungszusagen und Fördermittel

Bis die Frage nach dem Kapital nicht endgültig geklärt und geregelt ist, kann das Projekt Selbständigkeit kaum richtig gestartet werden. Beachten Sie hier, dass für die Gewährung von Fördermitteln zur Existenzgründung in der Regel noch keine finanziellen Bindungen eingegangen sein dürfen.


Gesellschaftsvertrag

Der Vertrag sollte in jedem Fall mit juristischem Beistand ausgearbeitet werden. Unter bestimmten Bedingungen muss er von einem Notar beurkundet werden.


Handelsregistereintrag

Der Handelregistereintrag wird beim zuständigen Amtsgericht vorgenommen. Für Kapitalgesellschaften ist der Eintrag Pflicht.


Gewerbeanmeldung und teilweise Genehmigungsantrag

Die Anmeldung eines Gewerbes muss bei Stadt und Gemeinde erfolgen. Sie zieht die automatische Benachrichtigung von Finanzamt, Berufsgenossenschaft, IHK/HWK, Handelsregistergericht, Statistisches Landesamt und Gewerbeaufsichtsamt nach sich. Dennoch empfiehlt es sich, mit einigen dieser Stellen - wie folgt - persönlich Kontakt aufzunehmen, um Formalitäten zu beschleunigen und Zusatzinformationen zu erhalten. Außerdem besteht z. B. bezüglich des Finanzamtes oder der Berufsgenossenschaft eine Anzeige- und Mitwirkungspflicht, falls sich die Weiterleitung der Gewerbeanmeldung zu lange hinzieht. Hotels, Spielhallen, gewisse Einzelhandelszweige etc. benötigen darüber hinaus verschiedene Sondergenehmigungen.


IHK-Mitgliedschaft bzw. HWK (Eintragung in die Handwerksrolle)

Diese Mitgliedschaften sind bei vorliegender Kammerzugehörigkeit verpflichtend.


Anmeldung beim Finanzamt

Hier müssen Sie den Fragebogen zur "Eröffnung oder Übernahme eines Betriebes" ausfüllen und erhalten eine Steuernummer.


Anmeldung beim Arbeitsamt

Falls Sie Arbeitnehmer beschäftigen wollen, erhalten Sie hier eine Betriebsnummer.


Anmeldung bei Krankenkassen

Wenn Sie Arbeitnehmer beschäftigen, müssen Sie sich bei den Krankenkassen anmelden, bei denen die Arbeitnehmer versichert sind. Die Registrierung und Vergabe der Betriebsnummer erfolgt in der Regel anhand der Betriebsnummer des Arbeitsamtes. Die Anmeldung gilt gleichzeitig für Krankenversicherung, Rentenversicherung und Pflegeversicherung.


Anmeldung bei Berufsgenossenschaft

Bei der Berufsgenossenschaft als Trägerin der gesetzlichen Unfallversicherung besteht Versicherungspflicht. Die Leistungen können durch freiwilligen Zusatz erweitert werden.


Sondervorschriften

Über die bei dem Punkt "Gewerbeanmeldung" erwähnten Sondergenehmigungen hinaus können Sie im Einzelfall noch verschiedene Sondervorschriften treffen.


Private Versicherungsvorsorge

Denken Sie an Ihre private Absicherung! Zum "Basispaket" gehören mindestens Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Rentenversicherung, Unfallversicherung, Haftpflichtversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung. Weitere Absicherungen sind vom Einzelfall abhängig.

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Aufbau

Wenn die Formalien der Startphase erledigt sind, kann der eigentliche Aufbau des Unternehmens begonnen werden. Der Aufbau ist letztendlich die Umsetzung des Businessplans. Die einzelnen Maßnahmen wurden bereits geplant und es fanden hierzu auch schon erste Gespräche statt, um die nötige Planungssicherheit insbesondere für die Finanzierungsgespräche, Lieferantenbeziehungen etc. zu gewinnen. Hier einige der Punkte, die sicher auf Sie zukommen werden:

  • Geschäftsräume
    Anmietung oder Kauf
  • Versorgungsunternehmen und Dienstleister
    Verträge hinsichtlich der Versorgung mit Wasser/Strom/Gas, Müllabfuhr, Telefon, Internet etc.
  • Anlagen, Maschinen, Einrichtung, Lager
    Anmietung und/oder Kauf
  • Abschluss Sachversicherungen
    Gebäude, Betriebs- und Berufshaftpflicht, Rechtsschutz, Kfz, Inventar-/Waren etc.
  • Eröffnung Geschäftskonto
  • Formulierung AGB
  • Einstellung Personal
    Suche, Auswahl und Einstellung, Arbeitsverträge, gesetzliche Rahmenbedingungen
  • Einrichtung Buchhaltung und Controlling
  • Festlegung von Organisationsabläufen
  • Regelung der Büroorganisation
    Rechnungen, Briefe, Formulare, Ablage, Abstimmung mit Buha
  • Aufbau und Strukturierung von Geschäftskontakten
    Verträge, Absprachen, Aufzeichnungen/Datenbanken zu Kunden, Lieferanten, Partnern
  • Umsetzung der Marketingplanungen
    CI, CD, Werbemaßnahmen, Zielmarkterschließung
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Führung und Sicherung

Planung

In der Unternehmensplanung definieren Sie langfristige Ziele und identifizieren Erfolgspotenziale für Ihr Unternehmen. Sie legen Rahmenbedingungen fest, die zu dauerhaften Wettbewerbsvorteilen und damit zur Existenzsicherung Ihres Unternehmens führen.


Verwaltung/Organisation

In der Organisation Ihres Unternehmens sind laufend vorhandene Abläufe zu analysieren, Rationalisierungspotenziale zu entdecken und Engpässe zu beseitigen. So gelangen Sie zu kundenorientierten, effizienten Geschäftsprozessen, die optimal auf die Wertschöpfungskette Ihrer Kunden und Lieferanten abgestimmt sind. Dies ist eine wichtige Vorraussetzung für den Erhalt und Ausbau Ihrer Wettbewerbsfähigkeit.


Entwicklung


Produktion


Buchhaltung/Finanzen

Eine permanente, zukunftsorientierte Finanzplanung ist ein wertvolles Instrument zur Steuerung Ihres Unternehmens. Sie muss langfristig eine wachstumsorientierte Finanzierung Ihres Unternehmens sicherstellen.


Kostenrechnung und Controlling

Indem Sie Ihre Unternehmensplanung in quantifizierte Sollvorgaben umsetzen, schaffen Sie ein Zielsystem, auf das Sie konkrete Maßnahmen ausrichten können. Mit Hilfe der Kostenrechnung können Sie die Soll-Werte mit den tatsächlichen Ist-Werten vergleichen. So können Stärken und Schwächen frühzeitig erkannt werden.


Personalwesen

Die mittel- und langfristige Planung Ihres Personalbedarfs muss sich der strategischen Ausrichtung Ihres Unternehmens anpassen. Ihre Aufgabe wird es sein, qualifizierte Mitarbeiter auszuwählen, Aus- und Weiterbildungspläne zu strukturieren, Qualifizierungsmaßnahmen zu organisieren und Vergütungs- und Entlohnungssysteme zu entwickeln.


Marketing/Vertrieb

Für die strategische Positionierung Ihres Unternehmens am Markt ist ein Maßnahmen-Mix zu entwickeln, das die unternehmensspezifischen Fähigkeits- und Leistungspotenziale in wirksame Botschaften umsetzt.


Expansion und Konzentration

Sind Sie am Markt erfolgreich und planen Ihre betrieblichen Abläufe neu zu strukturieren, um noch effizienter arbeiten zu können, dann sollten anstehende Investitionen optimal geplant und günstig finanziert werden.

Nach einer Expansionsphase ist es oft sinnvoll, das Unternehmen wieder in ruhigere Bahnen zu lenken, das Unternehmensleitbild anzupassen und die Organisationsstruktur neu zu gestalten.


Rationalisierung


Krisenmanagement

Um finanziellen Krisen nicht erst entstehen zu lassen, messen und beurteilen Sie Liquidität und Rentabilität des Unternehmens an definierten Zielsystemen und schaffen damit ein zuverlässiges Frühwarnsystem.


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